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Wenn wir fähig sind, uns dem Verlust zu überlassen, ihm entgegenzugehen, anstatt vor ihm zurückzuweichen in dem Versuch ihm zu entkommen, ihn zu verleugnen, davon abzulenken oder ihn zu verdecken – füllen sich unsere verwundeten Herzen, und aus dieser Fülle heraus werden wir Dinge anders tun, und wir werden andere Dinge tun. Unser Verlust, unsere Wunde, ist kostbar für uns, weil sie uns zur Liebe erwecken kann, und zu liebender Handlung.
Norman Fischer (Zen-Lehrer)
Mein Ansatz
Das offene Auge symbolisiert den klaren, mutigen Blick auf Tragödie unserer Welt, das Annehmen, was ist. Von dort aus entfaltet sich der Weg der Tiefen Anpassung als prinzipiell unabschließbarer Prozess in Form einer Spirale, ein Gang ins Unbekannte. Die einzelnen Phasen sind nicht unbedingt linear in der Abfolge, sondern durchdringen und wiederholen sich auf dem Weg.
In dieser Anleitung habe ich versucht so etwas wie eine persönliche Checkliste zu formulieren. Zugegeben, das sind große Aufgaben. Deshalb sind sie meiner Meinung nach auch nur in Gemeinschaft zu bewältigen. Dazu lade ich in meinen Workshops und Kursen ein.
Ursprung des Begriffes “Tiefe Anpassung”
Der Begriff “Tiefe Anpassung” ist eine Übersetzung des englischen “Deep Adaptation”. So lautete der Titel eines Aufsatzes, den der Professor für nachhaltige Führung Jem Bendell im Sommer 2018 im Internet veröffentlichte. Der Inhalt und der Begriff gingen schnell viral.
Jem Bendell untersucht in seinem Aufsatz die Fragen: Was ist, wenn es bereits zu spät ist, die Klimakrise zu verhindern? Was ist, wenn der sozio-ökologische Kollaps in mehr oder weniger schlimmer Form kommen wird bzw. wenn wir schon mitten drin sind?
Wenn wir das Ende der Zivilisation oder gar das Aussterben der Menschen als Möglichkeit nicht mehr ausschließen, was macht das mit uns? Wie können wir uns an eine solch unvorstellbare Situation anpassen – wie können wir sie überhaupt denken? Jem Bendell schlägt als „Wegweiser“ vier Fragen bzw. Fragenbereiche vor, die beim Erkunden des Themas unterstützen. Dabei geht es nicht nur um physische Anpassung wie z. B. Umstellung der Ernährung, sondern auch um psychologische, spirituelle und kulturelle Fragen.
Die vier Fragenbereiche sind:
- Bewahren – Welche Normen und Verhaltensweisen unserer derzeitigen Systeme wollen wir bewahren und wie erreichen wir das?
- Loslassen – Welche materiellen Dinge, Verhaltensweisen und Glaubenssätze gilt es loszulassen, um die Krise nicht zu verschlimmern?
- Wiederherstellen – Welche bereits bestehenden oder vergessenen Praktiken, Ansätze und Haltungen können wir wiederherstellen, damit wir mit den auf uns zukommenden Schwierigkeiten fertig werden?
- Versöhnen – Mit wem oder was wollen wir Frieden schließen, um das Leiden zu reduzieren? Wie versöhnen wir uns mit dem bestehenden kritischen Zustand der Welt? In welcher Hinsicht könnte es heilsam sein, dass wir uns mit uns selbst versöhnen?
Der Aufsatz auf Deutsch: http://lifeworth.com/DeepAdaptation-de.pdf
Jem Bendells Website: https://jembendell.com/
Deep Adaptation Forum: http://deepadaptation.info/
Master Thesis von Chris Tröndle: The End of the World as we know it. Hope, Despair, and Action among Deep Adapters. (Mitglieder des Netzwerks Tiefe Anpassung haben an der Studie teilgenommen)